Ringvorlesung Wintersemester 2018/2019

Gesund wie nie? Facetten der Gesundheit in der modernen Gesellschaft

Die Gesundheit erlangt in unserer Gesellschaft eine immer zentralere Bedeutung. Sie durchdringt zunehmend alle unsere Lebensbereiche. Fitness- und Lifestyle-Apps sowie Wearables verbreiten sich rasant, gesundheitsbezogene Beiträge in den Medien, den sozialen Netzwerken und im Internet nehmen stetig zu. Überall werden Gesundheitsinformationen gesammelt, ausgewertet, angeboten und geteilt. Doch wie gesund können und wollen wir überhaupt sein? 

Informationsbasierte Technologien versprechen bislang ungekannte Möglichkeiten der individuellen Prävention, Erkennung und Therapie von Krankheiten. Das zunehmende Bewusstsein gesellschaftlicher Diversität eröffnet zudem neue Perspektiven einer zielgerichteten medizinischen Versorgung. Gleichzeitig wird aber auch vom Einzelnen zunehmend erwartet, die verfügbaren Informationen bestmöglich zu nutzen. 

  • Wie können die hierfür erforderlichen persönlichen Fähigkeiten und Ressourcen vermittelt und bereitgestellt werden?
  • Wie sind die Interessen des Einzelnen und der Gesellschaft in Ausgleich zu bringen?
  • Wie sollen die sozialen und politischen Rahmenbedingungen zum gerechten und nützlichen Umgang mit den neuen Möglichkeiten gestaltet werden? 

An neun Terminen im Wintersemester 2018/19 gingen Experten der Gesundheits- und Sozialwissenschaften, der Ökonomie und Ethik sowie des Medizinrechts diesen Fragen nach, beleuchteten die vielfältigen Facetten physischer und psychischer Gesundheit und zeigten Perspektiven für den Umgang mit den Entwicklungen auf.

Datum
Immer dienstags, an neun Terminen während des Wintersemesters

Starttermin
23.10.2018

Zeit
18.00 Uhr s.t. - 19.30 Uhr

Ort

Hauptgebäude der Universität zu Köln, Aula 2, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

Programm

Hauptgebäude der Universität zu Köln, Aula 2, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

23.10.2018

Gesundheitskompetenz als Lebenskompetenz

Immer mehr Informationen über eine gesunde Lebensweise sind für uns verfügbar wie nie zuvor. Auf gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung und die Inanspruchnahme regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen zu achten, ist für viele selbstverständlich geworden. Gleichzeitig wird in der Diskussion das Vordringen chronischer Erkrankungen ebenso beklagt wie nach wie vor verbreitetes Übergewicht und mangelnde Bewegung in der Gesellschaft. Initiativen zur Förderung der Gesundheitskompetenz betonen deshalb die Notwendigkeit, die gesundheitliche Eigenverantwortung des Einzelnen zu stärken. Doch wie gelingt es, den eigenverantwortlichen Umgang mit der eigenen Gesundheit zu stärken? Welche Maßnahmen sind hierfür notwendig, und welche Grenzen sind hierbei zu beachten? Wie kann und muss die individuelle Freiheit der Lebensführung geschützt werden? Wo verlaufen die Grenzen der Verantwortung in einem solidarischen Gesundheitssystem, und wer profitiert am Ende von Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz?

Nicht jeder ist seiner Gesundheit Schmied: Gesundheitskompetenz als Facette privilegierter Lebenskompetenz

Prof. Dr. PH Bettina Schmidt
Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Diakonie
Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe

Verwendung unterliegt der Lizenz CC BY-NC-ND

Prävention? Nein, danke!

Prof. Dr. habil. Johann Christoph Klotter
Fachbereich Ökotrophologie
Hochschule Fulda

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Hauptgebäude der Universität zu Köln, Aula 2, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

30.10.2018

Gesundheitliche Ungleichheit als gesellschaftliche Herausforderung

Zahlreiche Studien belegen, dass ein Zusammenhang zwischen dem Gesundheitsniveau einer Person und ihrem sozioökonomischen Status besteht. Auch die Entwicklung von Fähigkeiten, die notwendig sind, um gesundheitsbezogene Informationen zu finden, diese zu verstehen und in gesundheitsförderliches Verhalten zu übersetzen, ist an Faktoren wie Bildung, Einkommen und den soziokulturellen Hintergrund geknüpft. Doch inwieweit kann das Risiko zu erkranken oder die Fähigkeit, ein gesundes Leben zu führen, tatsächlich auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht zurückgeführt werden? Wie lassen sich die komplexen Wechselwirkungen zwischen gesundheitlichem und sozialem Status angemessen differenzieren? Und welche Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz können ergriffen werden, um die in der Gesellschaft bestehenden Unterschiede auszugleichen?

Gesundheitschancen und Erkrankungsrisiko: Alles eine Frage der sozialen Schicht?

PD Dr. PH Thomas Lampert
Leitung des Fachgebiets Soziale Determinanten der Gesundheit
Robert Koch Institut, Berlin

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Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen – Ursache oder Wirkung gesundheitlicher Ungleichheit?

Christiane Thiele
Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V.

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Hauptgebäude der Universität zu Köln, Aula 2, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

20.11.2018

Schlechte Gesundheit als Makel?

Viele Erkrankungen werden nicht nur wegen ihrer einschneidenden Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen gefürchtet; viele haben auch Angst davor, nicht mehr akzeptiert zu werden, wenn sie dem Leistungsanspruch der Gesellschaft nicht mehr genügen. Dies trifft in besonderem Maße auch Menschen mit psychischen und kognitiven Gesundheitsstörungen, die häufig zusätzlich unter gesellschaftlicher Ausgrenzung, Diskriminierung und Stigmatisierung leiden. Was bedeutet es für die Betroffenen, „nicht normal“ zu sein oder sich nicht (mehr) „normal“ zu fühlen? Was müsste sich in der Wahrnehmung der Gesellschaft ändern, damit ein unbefangener Umgang mit psychischen Erkrankungen möglich ist?

Ver-rückt? Stigmatisierung und psychische Erkrankung

Jun.-Prof. Dr. biol. hum. Nathalie Oexle
Juniorprofessorin für Sozialpsychiatrie
Sektion Public Mental Health
Universitätsklinikum Ulm

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Nur vergesslich oder schon dement? Von der Angst nicht mehr normal zu sein 

Prof. Dr. med. Frank Jessen
Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Uniklinik Köln

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Hauptgebäude der Universität zu Köln, Aula 2, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

27.11.2018

Gesundheit in Zeiten der Krise. Die Suche nach dem Immunsystem der Seele 

Spiritualität und Religiosität haben auf den ersten Blick wenig mit westlicher Schulmedizin gemein. Doch gerade bei Fragen zu Lebensführung und Lebensende oder zum Umgang mit schwerwiegenden Erkrankungen ist das „Immunsystem der Seele“ häufig von großer Bedeutung. So wurde in den letzten Jahren auch das Konzept der Resilienz zunehmend bekannt.  Welchen Einfluss haben Resilienz, Spiritualität oder Religiosität auf unsere Gesundheit? Wo liegen die Unterschiede, welche Gemeinsamkeiten verbinden die Konzepte? Und wie können sie uns helfen, mit gesundheitlichen Herausforderungen umzugehen?

Impulsvortrag

Pfarrer Jochen Wolff
Klinikseelsorger
Uniklinik Köln

When I find myself in times of trouble… Religiosität und Spiritualität als bevölkerungsmedizinisches Merkmal?

Prof. Dr. phil. Constantin Klein
Stiftungsprofessur für Spiritual Care
Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin am LMU-Klinikum

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Spiritualität der Resilienz oder Resilienz der Spiritualität – zwei eigenständige Konzepte?

Prof. Dr. theol. Cornelia Richter
Professorin für Systematische Theologie und Hermeneutik
Evangelisch-Theologische Fakultät
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

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Hauptgebäude der Universität zu Köln, Aula 2, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

04.12.2018

Zwischen Zahlen und Gefühlen. Zum Umgang mit Gesundheitsrisiken

Die Risiken für den Ausbruch und Verlauf von Erkrankungen können, auch aufgrund immer größerer und vielseitigerer verfügbarer Datenmengen, immer besser vorausgesagt werden. Damit einher gehen große Hoffnungen für einen Paradigmenwechsel hin zu einer immer früher ansetzenden Erkennung und individualisierten Therapie von Erkrankungen. Die Betroffenen müssen diese neuen Möglichkeiten zur individuellen Risikoanalyse allerdings auch für sich zu nutzen wissen. Der Gesundheitskompetenz kommt hierbei eine Schlüsselfunktion zu. Wie gehen Personen mit erhöhtem Krankheitsrisiko mit dieser bisher ungekannten Fülle an Informationen um? Wie beeinflussen die neuen biomedizinischen Technologien das Gesundheitsverständnis und -verhalten des Einzelnen und der Gesellschaft? Wie können Freiheit und Selbstbestimmung mit genetisch bestimmten statistischen Risikoprofilen vereinbart werden?

Gesundheitskompetenz als soziale Praxis

Prof. Dr. phil. Silja Samerski
Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit
Hochschule Emden/Leer

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Statistische Risikoprofile und persönliche Erfahrungen – eine ethnografische Perspektive auf den Umgang mit Risiko

Prof. Dr. phil. Christine Holmberg
Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane

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Hauptgebäude der Universität zu Köln, Aula 2, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

11.12.2018

Gesundheit im öffentlichen Diskurs. Daten und Menschenbild

Eine wachsende Fülle technischer Anwendungen eröffnen inzwischen die Möglichkeit, den eigenen Gesundheitszustand zu beobachten, zu dokumentieren und zu beeinflussen. Digitale Selbstvermessungstechnologien werden immer beliebter und im Zeitalter von Smartwatches und Co. auch zunehmend auf rein privater Ebene und ohne medizinische Indikation genutzt. Verlangt das Zeitalter der Datafizierung eine neue Sichtweise auf den autonomen Menschen? Welchen Einfluss übt die fortschreitende Quantifizierung des Individuums auf die Gesellschaft aus und wie verändert sich dadurch unser Menschenbild? 

Quantified Self – Die Bedeutung des gesundheitlichen Self-Trackings für den Einzelnen und die Gesellschaft

Florian Schumacher
Self-Tracking-Pionier, Speaker, Unternehmensberater zu digitalen Gesundheitslösungen

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Das Menschenbild im Zeitalter der Datafizierung

Prof. Dr. med. Christiane Woopen
Geschäftsführende Direktorin ceres
Universität zu Köln

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Hauptgebäude der Universität zu Köln, Aula 2, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

18.12.2018

Gesundheit und Krankheit im transkulturellen Kontext

"Gesundheit" und "Krankheit" sind Beispiele für Begriffe, deren Bedeutung oftmals als klar vorausgesetzt und in der gesellschaftlichen Diskussion kaum hinterfragt wird. Das Verständnis dieser Konzepte ist aber auch in die Mentalität, Kultur und Weltanschauung der Menschen eingebettet und von diesen abhängig. Mit zunehmender Globalisierung, kultureller Diversifizierung und Migration werden auch unterschiedliche Verständnisse von Krankheit, Heilung und ärztlicher Tätigkeit deutlicher. Dies reicht von kulturell anderen Präferenzen und einem anderen Umgang mit Erkrankungen bis hin zu unterschiedlichen medizinischen Ansätzen jenseits der westlichen Schulmedizin. Wie können wir die verschiedenen Ansätze würdigen? Was können wir von anderen Kulturen lernen, wie können wir unsere eigenen Vorstellungen und Konzepte verbessern? Und wie können wir im Alltag eine hochwertige, wertschätzende und vielfältige Gesundheitsversorgung gewährleisten? 

Kulturspezifische Gesundheits- und Krankheitskonzepte

PD Dr. phil. Isaac Bermejo
Leiter des Supervisions- und Coachingdienstes für Beschäftigte
Universitätsklinikum Freiburg

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Interkulturelle Besonderheiten am Lebensende – ein Vergleich zwischen Deutschland und der Türkei

Prof. Dr. (TR) Dr. phil. et med habil. Ilhan Ilkilic, M.A.
Director Institute for Health Sciences
Chair Dep. of History of Medicine and Ethics
Faculty of Medicine
Istanbul University, Türkei

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Hauptgebäude der Universität zu Köln, Aula 2, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

15.01.2019

Der, die, das Gesundheit. Zur Rolle des Geschlechts für die Gesundheit

Männer leben im Durchschnitt fünf Jahre weniger als Frauen. Bestimmte Erkrankungen betreffen häufiger Männer, andere häufiger Frauen, und auch das Gesundheitsverhalten sowie die Wahrnehmung und Kommunikation von Symptomen weisen zahlreiche geschlechtsspezifische Besonderheiten auf. Die Gendermedizin ist ein vergleichsweise junges Feld der gegenwärtigen Schulmedizin. Sie bezieht dabei nicht nur biologische Unterschiede, sondern auch geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen in die medizinische Behandlung ein. Diese Unterschiede haben wiederum Einfluss auf die Wahrnehmung von Erkrankungen und deren Verlauf. Aber welche Rolle spielt das Geschlecht nun für die Gesundheit als solche? Wie lassen sich Stereotype von begründeten gendermedizinischen Unterscheidungen abgrenzen? Und wie können wir das Wissen nutzen, um im klinischen Alltag die Versorgung zu verbessern?

Geschlechtersensibilität in der Medizin – von der Vorsorge zur Nachsorge

Prof. Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione
Professor of Gender in Primary and Transmural Care
Radboud Universität Nijmegen, Niederlande

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Morbus Parkinson & Geschlecht: (Neuro-)psychologische Effekte

Prof. Dr. rer. nat. Elke Kalbe
Leiterin des Zentrums für Medizinische Psychologie | Neuropsychologie & Gender Studies
Uniklinik Köln

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Hauptgebäude der Universität zu Köln, Hörsaal XVIII, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

22.01.2019

Gesundheitsinformationen im Internet. Worauf kann ich mich verlassen?

Der mediale Zugang zu Gesundheitsinformationen wird immer leichter. Gleichzeitig steigen damit die Anforderungen an das Individuum, mit der Fülle verfügbarer Informationen umzugehen. Nicht nur Ratschläge für einen gesunden Lebenswandel, auch Symptome und Krankheitsbilder können jederzeit, ortsunabhängig und bequem "ergoogelt" werden. Oft findet man dabei jedoch auch eine Vielzahl von Informationen, die nicht einmal wissenschaftlich belegt und irreführend sind. Wie lassen sich im Dschungel der Gesundheitsinformationen "gute" Informationen identifizieren? Woher weiß man, welchen Informationen man vertrauen kann? Wie lässt sich der Zugang zu Gesundheitsinformationen gewährleisten und zugleich die Darstellung falscher oder unzureichender Informationen verhindern? 

Was macht die Qualität von Gesundheitsinformationen aus?

Prof. Dr. phil. Anke Steckelberg
Stellv. Leiterin des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft
Universitätsklinikum Halle (Saale)

Verwendung unterliegt der Lizenz CC BY-NC-ND

Wie finden qualitativ hochwertige Gesundheitsinformationen zu den Bürger*innen?

Dr. rer. medic. Klaus Koch
Ressortleiter Gesundheitsinformation
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln

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